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Welche Handlungsfelder ergeben sich für die Weiterentwicklung des DU?

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Die berufsbildenden Schulen haben erkannt, dass - unabhängig von eintretenden Szenarien - eine Schuljahresplanung zukünftig so ausgerichtet sein muss, dass kein Unterricht ausfällt und keine Schülerin und kein Schüler verloren geht.1

  • Die schrittweise Planung des Distanzunterrichtes für alle Bildungsgänge ab dem kommenden Schuljahr und darüber hinaus liegt in der Eigenverantwortung der Schulen, so lange nicht die entsprechenden Corona-Pandemie-Szenarien ein abweichendes Vorgehen aufgrund landesweiter Vorgaben erforderlich machen.
  • Geklärte Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten in den Bildungsgangs- und Fachgruppen, das Vorhandensein von Lernmanagementsystemen oder digitalen Lehr- und Lernplattformen, in deren Handhabung sowohl Lehrkräfte als auch Lernende eingeführt sind, lässt Distanzunterricht und den Austausch von (Handlungs-)Ergebnissen zukünftig besser gelingen.
  • Da sich die Schulen als regionale Kompetenzzentren hinsichtlich der Bildungsgänge, der Schülerinnen und Schüler, regionaler Besonderheiten, Einzugsbereiche, aufgrund von Mono- oder Bündelstrukturen kaum vergleichen lassen, gibt es bisher lediglich allgemeingültige Empfehlungen hinsichtlich einzelner Schulformen.2
  • Von der Schulinspektion-BBS befragte Schulleitungen formulierten einheitlich und deutlich, dass grundsätzlich der Wunsch nach normalem Präsenzunterricht besteht und dieser gerade für schwächere Schülerinnen und Schüler zwingend erforderlich ist, um Lernerfolge nachhaltig zu erzielen. Zukünftig ist eine frühzeitigere Rückkehr dieser Lerngruppen (nach entsprechenden Szenarien) unbedingt gewünscht, um nicht erneut überdurchschnittlich viele Lernende „zu verlieren“3. Neben strukturierendem Unterricht ist die Gewährung von Alltagsroutinen, sozialen Kontakten und die Stärkung des Selbstwertgefühls durch persönliche Kontakte unersetzbar.
  • Auffällig war, dass Schülerinnen und Schüler der Berufseinstiegsschulen und Berufsfachschulen und insbesondere Lernende mit „Deutsch als Zweitsprache“ sowohl schlechter erreichbar waren als auch weniger intensiv Angebote des Lernens in Distanz nutzten bzw. nutzen konnten. Arbeitsaufträge wurden nicht verstanden und nicht bearbeitet, da die im Präsenzunterricht übliche Hilfestellung nicht gegeben werden konnte. Pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten unterstützend eingebunden werden. Zusätzlich war oftmals die erforderliche technische Ausstattung nicht oder nur eingeschränkt vorhanden. Das alleinige zur Verfügung stellen digitaler Endgeräte ohne konkrete Anleitung zur Nutzung führte jedoch nicht zu verbesserter Teilnahme am Distanzunterricht seitens der Lernenden in BES- und BFS-Klassen. Präsenzunterricht ist für diese Zielgruppe mit Priorität zu planen, Distanzunterricht kann bei entsprechend technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen schrittweise ausprobiert und später implementiert werden.
  • Schülerinnen und Schülern der Berufsschule wurden von ihren Ausbildungsbetrieben teilweise Computer, Drucker etc. zur Nutzung zur Verfügung gestellt.  Einerseits konnte dadurch das Lernen in Distanz unterstützt werden, während andererseits Auszubildende in den Betrieben häufig als Arbeitskräfte eingesetzt wurden und nicht am Distanzunterricht teilnehmen konnten. Aus Sicht einiger Betriebe wird Distanzunterricht derzeit noch nicht als vollwertiger Unterricht angesehen. Über das „Bündnis duale Berufsausbildung“ können Informationen platziert werden, um eine Akzeptanzverbesserung zu erreichen.
  • Bisher lag die Priorität beim Erwerb von Fachkompetenz überwiegend im berufsbezogenen Lernbereich. Distanzunterricht mit kooperativen Anteilen zur Förderung der Personalen Kompetenzen war dann erfolgreich, wenn die Schülerinnen und Schüler mit dem selbstgesteuerten Lernen aufgrund konkreter Aufgaben-, Frage- bzw. Problemstellungen, ggf. über online-gestützte kollaborative Lehr- und Lernplattformen, bereits vertraut und ihnen die Lerngruppe und die Lehrkräfte aus dem ersten Halbjahr bekannt waren.
  • Ebenso wird das Vorhandensein digitaler Unterrichtsmaterialien und Lernsituationen hinsichtlich der Vorbereitung und Durchführung des Distanzunterrichts hilfreich eingeschätzt, wenngleich die derzeit vorliegenden Lernsituationen oftmals erst nach Anpassung und Kürzung nutzbar waren. In diesem Zusammenhang wird die Unterstützung durch die Fachberatungen, Fachleitungen und QM-Prozessbegleitung gewünscht. Grundsätzlich ist das Vorhandensein schulischer Curricula mit Lernsituationen als entlastender Effekt von Schulleitungen und Kollegien erkannt.

Für die kommenden Schuljahre ergibt sich die Aufgabe der Implementierung eines Anteils Distanzunterrichts neben dem Präsenzunterricht in allen Bildungsgängen. Vor dem Hintergrund der Handlungsorientierung und in Verbindung mit der fortschreitenden Digitalisierung sind jene BBS bereits gut aufgestellt, die sich mit erprobten Strategien, (digitalen) Konzepten und schulischen Curricula mit Lernsituationen diesen Herausforderungen stellen.

Es besteht der Wunsch, den Austausch der Schulen untereinander zu curricularen und methodischen Konzepten zu verstärken, was im Rahmen von landesweiten Fortbildungsangeboten ab 2021 unterstützt werden soll. Darüber hinaus soll die Zusammenarbeit mit den Studienseminaren intensiviert werden. Unterrichtskonzepte mit einem hohen Anteil Distanzunterricht werden zum Teil bereits ausprobiert, sollen weitergeführt und anschließend evaluiert werden. Die Umsetzung des Konzeptes der Handlungsorientierung, z. B. über projektorientiertes Arbeiten, wird als Priorität gesehen, da der Nutzen für Krisenzeiten deutlich erkannt ist.

1 Die Ausführungen basieren in Teilen auf den Ergebnissen standardisierter Interviews der Schulinspektion-BBS mit 30 BBS-Schulleiterinnen und Schulleitern im Juli 2020 zu „Erfahrungen, Erkenntnissen, Umsetzungsstrategien in Verbindung mit Perspektiven der BBS hinsichtlich des Wechseln von Präsenz- und Distanzunterricht“

2 Schule in Corona-Zeiten Leitfaden des Niedersächsischen Kultusministeriums für den Präsenz- und den Distanzunterricht an berufsbildenden Schulen im Schuljahr 2020/21

3 vgl. ebenda

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